Lastmanagement Ladestationen in Gemeinschaftstiefgarage

Liebe Mitforisten,

ich habe einige Fragen an diejenigen unter Euch, die sich mit Lastmanagement beim Betrieb mehrerer Ladestationen auskennen.

Vorbemerkung: Ich bin Projektentwickler und plane derzeit mal wieder die Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit Tiefgarage und Vorrüstung für Ladestationen an den Stellplätzen. Dazu lege ich, wie bei unseren Bauprojekten üblich, das Kupfer fünfadrig und für 3x16A dimensioniert vom Anschlussraum mit den Wohnungszählern zu den jeweiligen Stellplätzen, schließe aber noch nichts an. Bis dato habe ich darüber hinaus keine Vereinbarungen zum Anschluss von Ladestationen getroffen, das gab auch noch keine Probleme, weil noch kaum jemand die Lademöglichkeit nutzt und Lastmanagement deshalb noch kein Thema ist (und Zustimmungen der Miteigentümer braucht man rein formal auch nicht, weil die Kabel ja schon durch das Gemeinschaftseigentum gelegt sind und damit das Gemeinschaftseigentum nicht angetastet werden muss, wenn man das Kabel im eigenen Abschnitt des Zählerschranks mitsamt LS und FI klemmt.

Bei unserem aktuellen Projekt möchte ich nun erstmals regeln, was passiert, wenn irgendwann mal ein Lastmanagement installiert werden muss. Ich stelle mir die Situation so vor: Solange nur wenige mit max 16A laden, ist ein Lastmanagement nicht nötig. Irgendwann, wenn Elektroautos häufiger werden, wird die Notwendigkeit für ein Lastmanagement entstehen. Um den Platz zu haben, Installationen nachzurüsten, lasse ich an der Wand neben dem Zählerschrank Platz.

Was denkt ihr, reichen bei 12 Stellplätzen 1,5m Breite bei irgendwas über 2m Wandhöhe?

Wenn das Lastmanagement nötig wird, müssen ja sinnvollerweise alle Ladestationen einbezogen werden, oder? Deshalb baue ich in die Teilungserklärung eine Verpflichtung ein, dass auch diejenigen, die anfangs eine Lademöglichkeit ohne Lastmanagement installiert haben, diese dann umrüsten müssen.

Kann man da heute schon eine sinnvolle Festlegung auf ein bestimmtes System o.ä. treffen, so dass man sicherstellen kann, dass die alten Installationen einfach ans Lastmanagement angeschlossen werden können oder muss man dann, wenn das Lastmanagement installiert wird ggf. die Wallbox tauschen?

Ist es sinnvoll, für das Lastmanagement neben dem Kupfer auch noch Datenkabel zur Steuerung zu verlegen?

Fallen euch sonst noch wichtige Dinge ein, die man beachten sollte?

Gruß Mathie

Meiner Meinung nach müsste man heute schon irgendein System vorgegeben da sonst diejenigen die früh gestartet sind doppelt bezahlen müssen.

Man braucht auf jeden Fall eine Datenleitung zu jeder Ladestation, wenn nicht die Ladestationen über Daisy-Chain miteinander verbunden werden können.

Was ist es denn für eine Entfernung von den Parkplätzen zum Schaltschrank?

Wie viel Platz man für den Schaltschrank braucht hängt auch davon ab was in der Ladestation schon eingebaut ist.

Ich persönlich halte vom Gesamtkonzept das System von The New Motion für solche Zwecke für geeignet. Die Kosten skalieren im Prinzip auch pro installierte Ladestation.

Hi !
TNM ist sehr gut, weil es gleich das Thema Abrechnung sehr gut mit erledigt. Schau’ auch mal bei Mennekes nach - die haben im Pro Bereich sehr gute Lösungen, die auch gut erweiterbar sind. Mennekes ist aber auch teurer, als TNM. Langfristig wird es gute Lösungen über smart home Ansätze geben. Forsche da auch gerade grundsätzlich rum. Neben den Stromkabeln würde ich definitiv gleich noch Steuerungskabel mit verlegen, da alle Lösungen kommunizieren müssen. Geht auch drahtlos, würde ich aber nicht machen - viel Beton und so…

Ich würde auf jeden Fall ein Cat5e Netzwerkkabel zu jedem Parkplatz verlegen lassen!! Das kannst du nachher auf verschiedene Art brauchen, Modbus oder TCP.

Ein Lastmanagement zentral im elektrischen Anschlussraum hilft nur, die Beschränkung der insgesamt verfügbaren elektrischen Anschlussleistung in den Griff zu kriegen.

Ich rechne damit, dass zukünftig auch netzdienliches Laden von Elektroautos ein Thema wird. In dem Fall muss auch Angebot und Nachfrage im überregionalen Stromnetz für die nächsten 24h berücksichtigt werden. Eine Ladestrategie kann man damit aber nur entwickeln, wenn man den Ladestand ist/soll der Autos kennt. Ich gehe davon aus, dass diese Intelligenz zukünftig in den Autos stecken wird und nicht in der Lade-Infrastruktur.

Es ist also mindestens genauso wichtig, ein WLAN oder andere Datenversorgung an den Stellplätzen zu haben. Datenkabel zu jedem Stellplatz sind dafür ein guter Anfang. Ein separates Lehrrohr mit Zugdraht reicht auch.

Hallo Mathie,

Ich fände es besser, wenn du die ersten mit E-Fahrzeugen nicht bestrafen würdest, sondern diejenigen, die zu lange warten. Diese müssten den Mehraufwand tragen. Geht das?

Danke Euch für die Tipps. Ziehe dann zusätzlich zum Kupfer auch CAT6e-Strippen. Damit schonmal eine Frage geklärt. Leerrohr geht leider nicht, da Garage eigener Brandabschnitt und Durchführungen geschottert sein müssen.

Abrechnung braucht man nach meiner Vorstellung nicht über die Ladestation erledigen, da die Ladestationen jeweils mit an die Wohnungszähler kommen sollen. Dafür lassen wir im Zählerschrank Platz. Über dem jeweiligen Zähler ist noch in gleicher Breite eine Montagemöglichkeit für LS&FI.

Das Lastmanagement sollte dann in meiner naiven Vorstellung dafür sorgen, dass die verfügbare Leistung auf die Ladenden verteilt wird. Stelle ich mir das zu simpel vor?

Gibt es denn schon einen Standard, über den unterschiedliche Ladestationen miteinander bzw. mit einer externen Steuerung kommunizieren können?

Gruß Mathie

Gute Frage! Die Verpflichtung mit am Lastmanagement teilzunehmen ist sicher notwendig, aber wie man die Kosten verteilt ist damit natürlich nicht gesagt.

Mein Gedanke war, dass man nicht prohibitiv denjenigen belasten sollte, der später kommt und dann das Lastmanagement zahlen müsste. Dann wird vielleicht nochmal ein Verbrenner gekauft.

Also in meiner Denke lieber die Innovatoren und frühen Anwender erneut zur Kasse bitten, als den Durchbruch bei der Mehrheit der Konsumenten verhindern. Ist nicht fair, aber bringt die Elektromobilität schneller voran. Wie seht ihr das?

Gruß Mathie

Vorschlag für eine Regelung in einer Gemeinschaftsordnung:

Das Ganze kann und muss man natürlich abwandeln/ anpassen, falls Sondereigentum an den Stellplätzen begründet wird (nur möglich bei Garagenplätzen). Man kann natürlich auch einen anderen Ort/Bereich für die Installation vorgeben.

Ein konkretes System würde ich nicht vorgeben, denn die TE/GO hat im Regelfall die gleiche Lebenserwartung wie das Gebäude. Wir wissen heute noch nicht einmal wie die Systeme in 10 Jahren heißen, u.U. noch nicht einmal, wie die technisch funktionieren. Ich würde da möglichst wenig vorgeben, nur die Logik bzw. einen allgemein gefassten „gerechten“ Verteilschlüssel.

Kritik wird gern entgegengenommen, insbesondere zu den technischen Punkten (allerdings bitte berücksichtigen, dass die Regelung auch noch in 30 oder gar 80 Jahren halbwegs funktionieren sollte).

ALBA

Sollte man vielleicht noch hinzufügen, dass die Arbeiten durch einen Fachhandwerker durchgeführt (oder zumindest abgenommen) werden müssen?

@Alba Vielen Dank, sehr hilfreich!

Sollte man noch einen Anschlusszwang an das Lastmanagement formulieren, damit die Möglichkeit zum Anschluss auch tatsächlich genutzt wird?

Wer sich seine 22kW-Wallbox hingehängt hat, wird sich möglicherweise nicht freiwillig ans Lastmanagement gehen wollen.

Gruß Mathie

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Ich setze voraus, dass das Lastmanagementsystem von der WEG installiert wird** und das vor den individuellen Systemen (Wohnungen+Ladesäulen).

Vielleicht denke ich da technisch zu simpel:
Dickes Kabel ins Haus = MaxLast --> Verteilung auf Wohnungen + Ladesäulen.

Wenn man in die Verteilung das Lastmanagement einbaut, kann der uneinsichtige WEer dahinter gern maulen, aber mehr Saft gibt’s trotzdem nich :wink:

**Da die von mir vorgeschlagene Regelung den einzelnen Eigentümern zur Errichtung des Lastmanagements, welches zwingend Gemeinschaftseigentum ist, keine Kompetenz zuweist, darf nur die WEG (nach entsprechender Beschlussfassung versteht sich) ein Lastmanagement installieren.

ALBA, vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber auch wenn das Lastmanagement da ist, was verpflichtet die Eigentümer das Lastmanagement auch zu nutzen?

Gruß Mathie

mmh … vielleicht stehe ich ja auch auf’m Schlauch. In meiner Vorstellung kommt doch der einzelne Wohnungseigentümer technisch gar nicht um das Lastmanagement drumherum, denn er kann ja nur über sein „Unternetz/-system“ bestimmen, an das „Hauptnetz/-System“, also den „Verteiler“ kommt er ja nicht ran.

Juristisch hilft dann - auch wenn meine technischen Annahmen unzutreffend sein sollten - § 14 Nr. 1 WEG:

Ich finde den Ansatz irgendwie zu komplex.
Warum nicht die Garage extra verkabeln und das lastmanagement die Wallboxen machen lassen?
Newmotion hat da ein interessantes System. Und bitte auch daran denken, dass der Strom für das Auto evtl. Auch über einen eigenen Zähler laufen muss. Beispielsweise für Firmenwagen die zu Hause laden.

Es gibt auch Wallboxen mit geeichtem Zähler und passendem Abrechnungsservice. Die könnte man einfach an den Gemeinschaftsstrom hängen was die Verkabelung deutlich vereinfacht (Quelle: [url]http://mobilityhouse.com/de/produkte/abrechnungsservice/[/url]).

Über die Ladekarte kann der Nutzer dann einfach wählen wer den Strom bezahlen wird ohne starre Verträge mit Energielieferanten und fester Verkabelung.

Ich habe vor meine Hausgemeinschaft von diesem System zu überzeugen.

P.S. Lastmanagement haben die Wallboxen natürlich auch.

Welche Wallboxen?

Hallo Mathie,

es gibt Varianten:

  1. Lastmanagement nur über alle Ladestationen, d.h. evtl ein separater Hausanschluss und ein Stromliefervertrag, daran Ladestationen die in Summe in der Leistung gedeckelt sind. Es wird ein Vertrag abgeschlossen und dann je Ladestation abgerechnet.

  2. Lastmanagement über Ladestationen und Wohnungen. Eine Lastmessung z.B. am Hausanschluss über den alles läuft. Die Ladestationen können dann ab dem Wohnungszähler versorgt werden. Das Lastmanagement drückt aber die Leistung aller Ladestationen runter wenn die Last am Hausanschluß zu hoch ist. D.h. wenn mehrere Leute Abends kochen kann es sein, dass wenig für die Autos übrig bleibt.

  3. Ladestation ab Wohnungszähler und Lastmanagement über Wohnung und Fahrzeug. Jeder Mieter hat es in der Hand ob er gerade viel in der Wohnung braucht oder lieber Auto lädt. Für Wohnung und Auto werden z.B. 20A dreiphasig freigeben, also ca. 14 kW. Nachteil der Lösung ist, dass Hausanschlüsse üblicherweise auf deutlich niedrigere mittlere Leistungen ausgelegt werden, durch Gleichzeitigkeiten. Nach einigen Jahren müsste man ggf aufstocken wenn mehr Fahrzeuge Ladestationen haben. Die Lösung gibts z.B. in den Niederlanden oft.

22 kW würde ich keinem erlauben, ausser es ist ein armer Tropf der LEAF oder Ampera E fährt und effektiv nur einphasig Leistung zieht. Es muß dann darauf geachtet werden, dass die Phasenlage je Wohnung durchgetauscht wird, d.h. die einphasigen Lader immer auf einer anderen Phase sind.

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Meiner Meinung nach ist 2. die beste Variante, weil flexibel hinsichtlich Last (auch 22 kW sind möglich) und eigenem Stromtarif für jede Wohnung.

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Danke Euch allen! Die Abrechnungslösungen sind in meinen Augen alle zu einschränkend, um sie in eine Teilungserklärung für Wohneigentum aufzunehmen. Damit würde ich ja heute schon festlegen, wie die zukünftigen Wohnungseigentümer in den nächsten 50+ Jahren laden und abrechnen.

Ich denke, ich werde eine Formulierung aufnehmen, dass der Anschluss an ein Lastmanagement obligat ist, wenn dieses technisch oder wegen Anforderung durch Netzbetreiber notwendig wird, auch wenn man vorher schon eine Ladestation am eigenen Zähler hatte, ohne dass diese gemanagt wird.

Konkrete Festlegungen zur Art des Lastmanagements werde ich nicht machen. Um abzuschätzen wie viel Platz ich für eine möglicherweise kommende Installation eines Lastmanagements im Hausanschlussraums benötige, wäre es klasse, wenn mit jemand sagen könnte, wie so eine Installation aussieht. Ein einfaches Lastabwurfrelais wird es ja bei einer Installation mit potentiell 12 Ladestationen nicht tun.

Edit: @Ralf.Wagner, Deine Lösung 2 klingt nach dem, was ich mit vorstelle, wie würde so eine Installation den praktisch aussehen?

Gruß Mathie

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