Es ist in der Tat kurios.
Noch kurioser ist es, wenn man sich überlegt, dass manche diese Reservierung völlig blind getätigt haben. In meinem Fall hat die 2-stündige Begegnung mit einem Model S genügt, um die klare Entscheidung auszulösen: Ich bin dabei. Denn egal wie es ist, Tesla wird etwas machen, das mir gefällt.
Nach der Präsentation kam erst eine Phase der Unsicherheit: Ist das Exterieur zu konservativ, das Interieur zu spartanisch? Brauche ich eine Limousine? Werde ich genügend Platz haben?
Und dann haben sich im Laufe von nunmehr eineinhalb Jahren die Informationen gesammelt, und es hat sich eine teilweise verblüffende Übereinstimmung mit dem gezeigt, was ich gut und schön finde. Ich bin ja ein Car Nut, und denke mein Laben lang viel über Autos und Autokonzepte nach. Mich kann man nicht so leicht ins Bockshorn jagen – im Gegenteil: ich hasse Fakes, Ostentatives, Blingbling, Show und Kundenverarsche. Beim Model 3 habe ich mich gelegentlich gefragt: Woher wissen die so genau, was ich gut finde? Wer hat meinen heimlichen, nirgends dokumentierten Wunschzettel an ein „Dream Car“ geklaut, und warum ist es eine Firma in Kalifornien (mit einem Chefdesigner, der so einen herrlich süddeutschen Namen trägt), die diese Wünsche in ein und demselben Fahrzeug zusammen packt?
Ich finde die Größe perfekt (das Model S ist mir zu „schiffig“ – und das sage ich ganz unabhängig davon, dass ich es mir nicht leisten könnte), das Design makellos bis genial, die Schalttafel ist ein unerwarteter Knaller, der aber meinen Prinzipien vollkommen entspricht, dass es ein E-Auto ist, ist ohnehin Basis für jede Begeisterung.
Wenn man sieht, was die ersten Besitzer schreiben oder filmen, dann wird klar, dass Tesla einen Meilenstein gemacht hat, ein Jahrhundertauto. Es werden sicher andere kommen, viele wahrscheinlich objektiv besser. Aber keines mehr, das den Charakter, die Besonderheit und den Witz des Model 3 hat.
Was mir aktuell nicht gefällt? Das einheitlich schwarz-speckige Interieur mit den lahm gestalten Türverkleidungen, bei Color and Trim hoffe ich aber noch auf erfreulichere Wahlmöglichkeiten. Die Sitzposition auf der Rücksitzbank dürfte für größere Leute inakzeptabel sein (Knie an den Ohren). Und es wird am Ende teurer als ich hoffte und wollte. Das wird mich aber voraussichtlich kaum davon abhalten, eines zu haben – hierfür bringe ich sogar materielle Opfer. Sonst passt es einfach.
Alle Autos die ich bisher hatte, waren funktionale Autos mit Charakter. Ich mag keine „Spaßmobile“, ich finde sie hochgradig albern und für den Nutzer entwürdigend. Ich mag aber auch keinen Durchschnittsware. Deswegen fuhr ich Tipo DGT (mit einer Schalttafel, die fast so radikal war wie die des Model 3), Audi 80 avant (weiß, zu einer Zeit, wo kein Mensch weiße Autos gekauft hat) und dann drei mal Audi A2 (das verkannte Genie, für mich eine der größten Autopersönlichkeiten, die es je gab – fast auf dem Level der DS). Das Model 3 passt dazu einfach.