Kampf um Netzleistung SuC versus CCS außerorts

Ich frage mich in wie weit das örtliche Mittelspannungsnetz große, leistungsfähige Schnelladestationen versorgen kann und ob es da zu einem Verteilungskampf um geeignete Standorte kommt bzw. Tesla bereits quasi die Claims absteckt.

Z.B. die neuste Superchargerbaustelle in Norwegen bei „Nes“
supercharge.info//
Da knallt Tesla geplegt gleich eine 12er Station in die Pampa wo außer einem Motel und Restaurant praktisch nichts ist.
Mit „Streetview“ kann man wenn man die Straße nach norden „mitfährt“ am Straßenrand die örtliche mickerigen Freileitung erkennen.
Ich habe keine Ahnung wie viel Leistung solche Netzleitungen bereitstellen können. Es sieht jedenfalls nicht nach viel aus. Und der Logik nach dürfte es auch nur so viel sein wie bisher in der Umgebung notwendig war plus Reserve.

Es ist natürlich klar, dass langfristig mit viel mehr E-Fahrzeugen eh das Leitungsnetz aufgerüstet werden muss. Aber der Weg dahin dürfte je nach Land, Gesetzeslage und Bürokratie oft holperig sein.

Meine These ist, dass Tesla zur Zeit sich einen Wettbewerbsvorteil schafft, indem sie die ersten sind welche an strategisch günstigen Stellen auf dem platten Land wo es bisher wenig Stromverbraucher gibt, Netzleitungsreservekapazität sich quasi unter den Nagel reißt. :bulb:
Für die erst später auftauchende Konkurrenz hieße es dann vielleicht vom Netzbetreiber: „Was! Sie wollen da auch noch 500kW? Da glühen doch die Leitungen jetzt schon. Nee, das geht erst in 3-10 Jahren wenn wir nach Plan so und so da das Netz erweitern.“ :wink:

Was meint ihr?
In wie weit sind Mittelspannungsleitungen überlastbar? Also ob man unter Inkaufnahme hoher Leitungsverluste trotzdem „Peakverbraucher“ wie E-Autoschnellladestationen erst einmal aufbauen kann und erst später die Leitungen erweitern oder neu bauen kann.

Bisher haben die Supercharger eine sehr ausgeprägte Spitzenlast-Kurve. Die mittlere Leistungsaufnahme ist niedrig. Tesla erprobt bereits Batteriespeicher, die eine kostengünstige Alternative sein können. Zum einen, weil beim Mittelspannungsanschluss die höchste in einer Viertelstunde bezogene Leistung pro Monat berechnet wird, zum anderen weil ein Netzausbau richtig teuer werden kann (neuer Trafo, dickere Leitung etc.)

Ansonsten sehe ich keine großen Probleme. Wieso sollte ein Energienetzbetreiber nicht mehr Energie verkaufen wollen?

Es geht darum, dass sie es an bestimmten Stellen nicht können werden, da der Netzausbau länger dauert als der potenzielle Bau von großen Ladestationen.

Und die Spitzenlastkurve dürfte aller Voraussicht nach praktisch identisch zwischen verschiedenen Ladestellenbetreibern sein. Teslas fahren und laden wohl kaum zu unterschiedlichen Zeiten als andere potenzielle E-Fahrzeuge.
Deswegen wird es halt örtlich sehr eng mit der Netzkapazität.
Und das Tesla bereits an Akkuspeichern eben für diesen Zweck arbeitet, erhöht ja nur den Vorteil für Tesla im potenziellen „Anschlußleistungskrieg“.

Ob Tesla die Absicht verfolgt sich die Netzkapazitäten unter den Nagel zu reißen weiss ich nicht. Aber praktisch läuft es in der Tat darauf hinaus, dass noch vorhandene Netzkapazitäten genutzt werden. Derjenige der später kommt, muss gegebenenfalls warten bis das Netz ausgebaut ist. Insofern hat Tesla dann einen doppelten Zeitvorteil. Denn die haben als erstes einen SuC errichtet und es ging schneller weil das Netz noch reichte.

BMW und Co. könnens ja dann machen wie ein großes Shoppingcenter in Berlin, das sich den Baustromanschluss für die weihnachtliche Vollbeleuchtung ihrer 20 Bäume vor dem Eingang sparen wollte: Da steht zwischen den Bäumen ein Benzingenerator, der 2 Monate lang 24/7 durchläuft.

Ich musste in Berlin-Mitte schon mal eine Baustelle vollständig mit einem Dieselgenerator betreiben, weil wir keinen Baustromanschluss bekommen habe, obwohl ausreichend Anschlusskapazität für das Haus vorhanden war und der Generator weniger lieferte…

Manchmal sind die Entscheidungen der Netzbetreiber halt seltsam und wenn man Strom jetzt braucht argumentiert man nicht rum, sondern leiht einen Generator.

Gruß Mathie

Ich halte die Akkus (Powerpack) da für das Entscheidende. Ob die schon dieses Jahr einsatzbereit sind weiß ich nicht, aber das Problem mit zu wenig Strom ist ja auch nur an wenigen Stellen akut für Tesla (glaube ich). Und wenn sie nächtes Jahr dafür eine Lösung mit der Speicherung haben und vllt noch 2 Powerpack mehr hinstellen um das Netz zu entlasten sind die Netzbetreiber möglicherweise sogar glücklich. Aber das ist reine Spekulation meinerseits.

Servus,

ich frage mich, ob es hier wirklich Kapazitätsproblem gibt. DIe SuC sind überwiegend in Industriegebietnahen Gegenden plaziert. Wenn ich überlege, was für Betriebe wir dort im Umkreis vom SuC Regensburg haben, die Stundenweise Lasten im MW bereich zu- und abschalten können, sehe ich das Kapazitätsproblem ehrlich nicht.

Da hängen ja mehrere Faktoren dran. Bis so eine Freileitung thermisch Probleme bekommt, ist doch einiges nötig :wink:
Da wird schon viel eher der am Ende sitzende Trafo in seinem Öl kochen.
Entscheidend ist denke ich aber die Einhaltung der Netzspannung. Ne Freileitung mag zwar ne Menge thermische Verluste allein schon über ihre Länge wegstecken, aber die Netzspannung bricht eben ziemlich ein. Und son Trafo ist zwar auch ziemlich hart* ausgelegt, aber hat eben auch seine Grenzen. Das Ü-Werk wird da schon recht genau wissen, was es machen kann und was nicht. Und wenn die Gefahr für die Versorgungssicherheit sehen, dann gibts nix.
*Trafos können weich bis hart ausgelegt sein. Ein weicher Trafo bricht schnell mit seiner Ausgangsspannung ein, wenn er stark belastet wird (z.B. Schweißtrafo). Ein harter Trafo hält auch bei Überlastung seine Spannung erstmal gut aufrecht (z.B. Ringkerntrafos)

Tesla setzt doch schon Pufferspeicher an wenigen Standorten ein. (Mindestens bei 3 SuC`s z.B. Tejon Ranch (Californien)).

Die Sache ist aber immer nur temporäres Flickwerk im besonderen Einzelfall.
Denn logischerweise kann man davon ausgehen, dass an Orten wo jetzt die Netzkapazität auf Grund von neuen Schnellladestationen schon knapp ist, weil sonst kaum Verbraucher in der Gegend sind, in Zukunft man mal locker durchaus das 100 fache oder noch mehr an Leistung benötigt.
Die Frage ist nur wann!
Das hängt halt davon ab wie schnell der E-Antrieb den Verbrenner ersetzt.

Das Industriegebiet mit einem E-Stahlwerk dürfte wohl netztechnisch bereits fit genug sein, eine zukünftige 100% E-Mobiltität zu verkraften. :wink:
Es ging mir aber auch ausdrücklich um die Standorte wo keine Großverbraucher in der Nähe sind und man deshalb davon ausgehen kann, dass das örtliche Stromnetz dort nur schwach ist und deshalb Schnelladestationen eine ernste Herausforderung sind.
Und davon gibt es auch in Deutschland genug!

Für die Netzbetreiber ist es ein großes Problem, weil sie nicht wissen können wie schnell und bis zu welcher Größenordnung sich der örtliche Stromleistungsbedarf entwickelt.
Denn es ist ja nicht nur die Frage wie schnell sich der reine E-Antrieb durchsetzt (auch ob er sich überhaupt durchsetzt ist ja bei „nicht E-Fans“ durchaus noch in Diskussion), sondern auch in welcher Form:
Je nach dem welche Eigenschaften zukünftige Akkuzellen am besten können werden sich eher Fahrzeuge mit relativ geringer Reichweite durchsetzen die aber dafür schnell aufzuladen sind (vielleicht 300-400 km und 5-10 min bis 80%) oder Fahrzeuge mit großer Reichweite die aber nur relativ langsam laden können. Selbst bei der derzeitigen Zelltechnolgie gibt es darauf keine klare Antwort. *)
Der Unterschied im zukünftigen Leistungsbedarf der daraus resultiert dürfte z.B. für ein Autohof nahe der Autobahn riesig sein, selbst wenn man jetzt schon korrekt prognostizieren könnte wie sich prozentual der Anteil an E-Fahrzeugen entwickelt. (Im ersten Fall sehr viel Bedarf an Zwischenladung, im zweiten eher wenig da überwiegen Heim- und Zielladung stattfindet.)

*) Die Li Polymer Zelltechnik die beim Kia Soul eingesetzt wird steht im Prinzip für schnelle Lade und Entladefähigkeit. Die welche Tesla einsetzt steht eher fürs langsame Laden dafür aber hohe Reichweite durch hohe spezifische Kapazität. Komischerweise werden die in der Eigenschaft gegensätzlichen Zelltechnologien aber … :unamused:
(Tesla holt das maximal mögliche mittels Akkuklimatisierung und SuC- Ladern heraus; Kia nutzt das Potenzial praktisch null)

Danke für das Statement.
Meine Schätzungen und Überschlagsrechnungen (sehr ungenau, wobei das einzig konkrete ein nützlicher online Leitungsverlustrecher war) kommen auch zu dem Ergebnis, dass wenn man einen hohen prozentualen Leitungsverlust zumindest bei langen Freileitungen in Kauf nimmt einfach mittels erweiterter Trafokapazität man gewaltig an der Leistungsschraube drehen kann.
Die Frage ist allerdings bei Erdleitungen der ökologische Aspekt. Rein geschätzt dürfte ja bereits eine sehr geringe Erderwärmung im Bereich der Kabeltrasse ausreichen um im Winter die Zeiträume ob der Boden gefroren ist oder nicht deutlich ändern. Und das hätte ja dann erhebliche ökologische Auswirkungen (z.B. eine Insektenart die dort klimatechnisch nicht heimisch ist kann sich ausbreiten da entlang der Kabeltrasse eine Überwinterung möglich ist).
Habe aber keine Ahnung wie da die Vorschriftenlage aussieht.

Besuch am Supercharger nur mit gültiger Malaria-Impfung!

E-Stahlwerk? Nichtsdergleichen hier…

Ganz einfaches Industriegebiet mit ein paar mittelständischen Betrieben, wie auch in Schweitenkirchen oder Mühldorf zB.

So ein paar Hundert KW sind echt nix…

Mein Spruch: „Das Industriegebiet mit einem E-Stahlwerk“ sollte doch keine Ortsbeschreibung von deiner Gegend sein, sondern dich nur mittels Überspitzung darauf verweisen, dass es halt gerade nicht um Superchargerstandorte mit guter Netzanschlußkapazität geht wovon man bei Industriegebieten wohl grundsätzlich ausgehen kann. Sondern um die welche es nicht haben!

Aus dem PV-Forum kenne ich übrigens einige Kostenaufstellungen von größeren PV-Projekten (nur bis 30 kW ist der Netzbetreiber grundsätzlich verpflichtet anzuschließen). Und das ist teilweise eine wahre Kostenhorrorshow trotz örtlichen leistungsstarken Mittelspannungsnetz nur wegen ein paar Meter neuen Kabel und stärkeren Trafo.

:wink:
Und beim Griff zum Kabel vom Supercharger sollte man aufpassen, dabei nicht stattdessen plötzlich eine tropische Giftschlange in der Hand zu halten. :laughing:
Ja, o.k. jetzt wird es sehr off topic und albern. :unamused:

Dann hätte ich mir die Kugel gegeben, bzw. nur bis 30 kW ausgebaut.

Aber hier ist doch das, was eventuell in einander greifen kann. Energiespender (PV z.B.) und Energie-Verbraucher (SuC etc.). Beides nahe beieinander. Für die Netze erst mal entlastend.

Ja, sollte so sein.
Und der Bau von ein von beiden ermöglicht zwangsläufig den günstigen Anschluß des anderen, weil dann die notwendige Netzertüchtigung bereits geschehen ist.
Z.B. wenn auch nur ein neues großes Windrad in der Nähe ist, ist die regionale Leitungskapazität auf jeden Fall ausreichend um wie üblich per Trafo an Mittelspannung auch weit größe SuC´s als heute normal sind aufzubauen.
Und da wo es SuC´s gibt können auch größere PV-Anlagen ganz günstig auf der Niederspannungsseite des dazugehörigen „Tesla-Trafos“ angeschlossen werden ohne das ein eigener Niederspannungs-/Mittelspannungstrafo notwendig ist.

Ich vermute durch gemeinsame Planung und Kostenübernahme von EE-Strom Erzeugern und EE-Strom Verbrauchern lassen sich Projekte viel eher wirtschaftlich umsetzen als wie sicherlich heute üblich völlig getrennt. Leider werden WKA zwangsweise immer dahin verband wo infrastrukturell tote Hose ist.

An den Versorgungsnetzbetreiber ist ein Baukostenzuschuss zu bezahlen, der individuell verschieden ist. Wir planen ja genau solche Sachen :wink:. Man führt Gespräche mit dem Netzbetreiber, der kann eine entsprechende Anfrage bearbeiten. Welche Aufwändungen der Netzbetreiber hat sind ganz verschieden. Wenn z.B. für einen SUC 1 MVA gefordert werden, muss er in seine Netzauslastung sehen. Im besten Fall kann die neue Station in eine bestehende Mittelspannungsringleitung eingeschleift werden. An den Autohöfen liegt i.d.R. ein Mittelspannungsnetz. Sollten die Leitungen schon ausgelastet sein, fängt man an neue Leitungen an den Punkt zu führen, evtl über viele km, dann wirds teurer. Solche Aspekte können entscheidend sein bei der Standortwahl. Es kann in der Tat so sein, dass durch einen Supercharger das Netz so ausgelastet ist, dass keine weiteren Lasten angeschlossen werden können. Es könnte aber genauso sein, dass noch deutlich Reserven vorhanden sind…

VG
Ralf

Naja, dann werden die CCS/Whatever charging Stationen halt dahin gebaut, wo ausreichend Infrastruktur ist, bietet sich ja eh an, weil man wohl fernstrassen-nah bleiben will, wie auch Tesla… sehe da keinen Kampf um Netzleistung. Warum sollte man auch eine CCS Station mit X Stalls irgendwo in die Pampa bauen wo nix ist?