Wie schrieb neulich ein Model-S-Fahrer aus Nordhessen? Der Trend geht zum Zweit-Tesla! Nach langem Schwanken konnte ich mich diesem Trend nun nicht mehr verschließen.
Also wurde der, in den letzten zwei Jahren arg vernachlässigte, Mazda MX-5 verkauft, und meine Wahl fiel auf einen gletscherblauen 2.5er, der in Süddeutschland angeboten wurde. Dank EZ 9/2012 hat er noch drei Jahre Werksgarantie, so dass ich evtl. noch auftretende Problemchen kostenneutral beseitigen lassen kann.
Am Freitag war es dann soweit. Nach der Arbeit ging es in den Süden der Republik zur Abholung - leider etwas später als geplant. Und da es in der Abwicklung beim Händler noch ein paar Komplikationen gab (Roadster war nicht voll geladen, Hardtop war zunächst verschollen), machte ich mich nicht, wie eigentlich geplant, um 18 Uhr mit 340 km Ideal Range auf den Weg nach Göttingen, sondern erst um 19.30 Uhr mit „nur“ 315 km. Laden und Fahren war, eigentlich klar bei über 400 km Strecke, im Range Mode.
Ursprünglich geplant war, bei der Erzeugergemeinschaft in Wolpertshausen am HPC nochmals auf 100% vollzuladen, um von dort aus den kürzesten Weg über Landstraße nach Würzburg zu fahren, dort dann auf die A7 und nach rund 295 km in Kassel am HPC genug für die letzten 50 km zu laden.
In Wolpertshausen lief alles wie geplant. Mit 240 km ideal angekommen, HPC gleich gefunden, anstöpseln klappte problemlos, Stromstärke ging anstandslos auf 70A, Essen im Restaurant der Erzeugergemeinschaft war lecker. Dann ging ich superchargerverwöhntesmodelsweichei zurück zum Roadster, um verwundert festzustellen, dass ich erst bei 325 km Reichweite war, weil der HPC auf 25A heruntergeregelt hatte. Also iPad raus und eine angebrochene Folge „Game of Thrones“ zu Ende geguckt, ca. über eine halbe Stunde. Hm. Nur 95%/336 km, Stromstärke runter auf 18A.
Ok. Ende, das war zu schnarchig. Frage: ist das normal, dass der HPC so stark runterregelt zum Ende hin? Macht das Model S m.E. nicht, jedenfalls nicht bis auf <5 kW.
Es war dann bereits nach 22 Uhr, als ich wieder unterwegs war. Die Fahrt von Wolpertshausen bis Würzburg über anfangs kleine Sträßchen war abenteuerlich, dank Xenon aber nicht zu finster. Und der Verbrauch war schick: nur 125 Wh/km trotz Berg- und Talbahn. Und das war gut so, denn ich hatte ein gewisses Problem: den Schlüssel zum HPC in Kassel bekommt man nur bis 2 Uhr früh, und das wurde so langsam knapp.
Ich beschloss also, auf der rechten Spur der Autobahn mit 85 km/h zu „schwimmen“ und zu beobachten, ob ich es wohl nonstop bis Göttingen schaffen würde. Falls nein, hatte ich einen Plan B1 und B2: entweder bei Fulda eine DSK anzusteuern, die per Anruf geschaltet wird (ja, dummerweise lag mein DSK-Schlüssel noch im Model S…), oder wenigstens bis Lutterberg durchzuhalten und an der Firma an 16A „notzuladen“.
Bald aber war offensichtlich, dass 85 km/h auch ohne LKW-Windschatten ein gutes Tempo für die Nonstop-Marschroute war. B1 und B2 wurden also verworfen, und ich leistete mir sogar noch eine Kaffeepause gegen die schwer werdenden Augenlider. Zwischen Würzburg und Kassel hatte ich stets mindestens 20 km Polster zwischen Estimated Range und verbleibender Wegstrecke, also alles ok. Die Rückkehr der Reichweitenangst kam ca. 15 km vor dem Ziel: plötzlich meldete der Roadster, dass die Batterie nun ziemlich leer sei und er sich keine Reichweitenschätzung mehr zutraue. Die Anzeige für Estimated Range ging auf „0 km“, die die Ideal Range auf „—“. Schön.
Ganz im Vertrauen auf die noch kurz vorher angezeigten Werte fuhr ich trotzdem weiter. Was hätte ich auch tun sollen? Ich war hinter dem Point of no return, und um 2.45 Uhr wollte ich auch niemanden mehr aus dem Bett klingeln. Und am Ende kam ich auch problemlos an. 337 km ohne Nachladen bei 138 Wh/km.
Das nächste Aha-Erlebnis kam beim Laden zuhause: kaum angeschlossen, legten die Lüfter los wie die Feuerwehr. Ich habe keine geschlossene Garage, daher durften meine Nachbarn die Geräuschkulisse voll miterleben. Obwohl ich die Stromstärke sofort auf Minimum herunterregelte, wurde erst einmal nicht leiser. Nach rund 10 Minuten gab eine der Lärmquellen auf, um aber sofort wieder loszulegen, als ich die Beifahrertür nochmals öffnete. Danach ließ ich den Roadster schnell in Ruhe, in der Hoffnung, dass er sich bald wieder beruhigt.
Leider musste ich am Tag darauf recht früh in die Schweiz und kam gestern erst spät wieder zu Hause an, so dass noch keine Bilder möglich waren. Folgen aber in Kürze.
Grüße
Carsten