Genau zwei Monate ist es nun her, dass ich mein S75D im SeC HH abgeholt habe. Mittlerweile hat der Wagen 5000km auf der „Uhr“ und daher möchte ich die Gelegenheit für ein erstes kleines Zwischenfazit nutzen.
Aber zunächst möchte ich kurz ausholen, wie ich überhaupt bei Tesla gelandet bin. Im Sommer 2017 war ich auf der Suche nach einem Nachfolger für mein Audi A8, dessen Leasing im November 2017 auslief. Da ich ein totaler Autofreak bin und von meinem A8 recht verwöhnt war, gestaltete sich die Suche durchaus schwierig. In der engeren Auswahl stand letztlich eigentlich nur noch der Audi SQ7, dessen Motor mit E-Verdichter ein echter Traum ist. Auf der Probefahrt hatte ich viel Spaß, allerdings waren SUVs nie so 100% mein Ding. Wie gesagt, ich hatte Spaß, aber das letzte Fünkchen Begeisterung wollte nicht so recht überspringen. Wäre der Motor im neuen A8 schon verfügbar gewesen, wäre es wohl der geworden.
Egal, die Suche ging also weiter. Also wieder das Internet nach Alternativen durchforstet und einfach mal auf der Tesla-Seite etwas rumgestöbert. Das Model S fand ich vom Design schon immer toll, hab mich aber nie tiefer damit beschäftigt. Mein bis dahin einziger Kontakt mit dem Model S war ein Probesitzen Anfang 2014 in einem Tesla Store in Los Angeles. Nachdem ich etwas gestöbert hatte war eigentlich klar, dass es ein CPO S90D werden sollte, da es bei den 75er Modellen kein Luftfahrwerk gab, welches für mich ein must-have war. Hab dann einen Termin für eine Probefahrt vereinbart und genau in den zwei Wochen zwischen Terminvereinbarung und Probefahrt hat Tesla eine Reihe von Änderungen bei den 75er Modellen angekündigt (4,4S auf 100km/h, Luftfahrwerk, Preisanpassung, etc).
Die 45-minütige Probefahrt fand dann auch in einem S75D statt, allerdings war ich nicht so vom Fahren geflasht, wie ich es selbst erwartet hatte. Es war OK, aber mehr auch nicht. Da ich den Eindruck aber so nicht stehen lassen wollte, fragte ich, ob ich mal eine Probefahrt übers Wochenende machen könnte, um zu sehen, ob das mit dem Laden was für mich ist. Der Verkäufer signalisierte, dass dies kein Problem sei und schon fuhr ich mit einem anderen S75D zurück nach Bremen. Nach dem Wochenende war dann klar, dass ich das Abenteuer E-Auto wohl mal ausprobieren möchte. Also bestellte ich Anfang August ein S75D in meiner Wunschkonfiguration, welches dann auch wie geplant und rechtzeitig zum Leasingende des A8 in HH ankam.
Um den Thread nun nicht noch länger werden zu lassen, fasse ich die Hauptpunkte jetzt mal stichpunktartig in einem kleinen Zwischenfazit zusammen:
Positiv:
- Das Fahrzeugdesign. Das Model S sieht, finde ich, einfach super aus. Die Linienführung und das Innenraumdesign haben mich von Anfang an überzeugt.
- Der Fahrspaß. Mehr muss man da glaub ich, gar nicht zu sagen. Jeder Teslafahrer wird wissen was ich meine und jeder Nicht-Tesla-Fahrer soll einfach mal ne Probefahrt machen
- Die Verarbeitungsqualität ist an meinem MS innen wie außen tadellos - bin da sehr pingelig. Und deshalb gibt es auch eine winzige Einschränkung. Die Fensterchromleisten an den Türen sitzen nicht 100%, aber zumindest deutlich besser als beim Probewagen
- Over-the-Air Updates. Wie geil ist dass denn bitte. Neue Features und Verbesserungen über die gesamte Laufzeit des Wagens. Das bietet sonst kein Hersteller.
- Ultra-White-Seats. Würde ich immer wieder bestellen. Fühlen sich super an, sind sehr bequem und sehen fantastisch aus
- Die Abmessungen. Endlich wieder mehr Platz in der Garage Das Model S ist 20cm kürzer als mein A8 und das merkt man schon. Gerade beim Parken schaut nun nicht mehr das Heck oder die Front aus der Parklücke raus. Allerdings findet man den Wagen nun auch nicht mehr ganz so schnell
- Das Handling. Durch den niedrigen Schwerpunkt in Verbindung mit dem Luftfahrwerk und dem Allradantrieb liegt der Wagen wie ein Brett auf der Straße. Man hat stets ein sicheres Gefühl.
Neutral:
- Das Premium-Soundsystem ist ok, aber maßlos überteuert. Das BOSE Soundsystem im A8 hat nur ein Drittel gekostet und klang mindestens gleich gut wenn nicht sogar einen ticken besser. Irgendwie passt da die Preis/Leistung nicht.
- Beim Autopiloten bin ich noch etwas hin- und hergerissen. Auf mehr oder weniger freien Strecken oder im Stau funktioniert er super. Sobald aber etwas mehr Verkehr ist und man auch häufiger die Spur wechseln muss, ist es mir zu stressig mit dem Autopiloten zu fahren. Da fahre ich dann lieber mit Abstandstempomat. Der ding-dongt auch nicht die ganze Zeit
Negativ:
- Die Windgeräusche ab ca 100km/h machen mich teilweise echt fertig. Ich hatte lange kein Auto, was so laut auf der Autobahn war. Das letzte war glaub ich ein Twingo zu Stundentenzeiten
- Das der Verbrauch beim E-Auto stärker von den Umgebungsbedingungen abhängt als beim Verbrenner hatte ich bereits im Vorfeld gelesen. Und das ich nun auch ausgerechnet im Winter meine ersten E-Autoerfahrungen sammel ist vielleicht auch nicht ganz glücklich, aber teilweise staune ich schon nicht schlecht, was da so an kW durch die Leitungen geht. Im Schnitt über die ersten 5000km liege ich derzeit bei 251 Wh/km, was wohl halbwegs normal im Winter mit 21 Zoll ist. Dennoch nicht wenig, wie ich finde. Gestern Abend bei Wind, Regen und etwa 1 Grad lag der Verbrauch auf einer Strecke von etwa 25km Autobahn (bei 110km/h) allerdings bei 340Wh/km Das fand ich schon heftig. Ich bin mal gespannt, wie sich der Verbrauch über’s Jahr entwickelt.
- Ladepausen auf Langstrecken am SuC. Mega nervig. Man muss Autohöfe und Raststätten schon sehr mögen, um das gut zufinden. Ich bin nicht so der „Pausen-Macher“. Wenn ich irgendwo hinwill, dann bin ich da halt bisher in einem Stück hingefahren. 1100km mitm Diesel kein Problem. Die Zeiten sind halt jetzt vorbei. Zum Glück kommt es nicht ganz so häufig vor und zu Hause kann ich in der Garage laden. Werde mich also dran gewöhnen müssen - hab ja noch knapp 4 Jahre Zeit
Dinge, die ich mir für ein zukünftiges Model S bzw per Firmware-Update noch wünschen würde:
- Deutliche Reduzierung der Windgeräusche ab ca 100km/h
- Optikpaket schwarz (Blacked out chrome)
- Totwinkelwarner in den Außenspiegeln
- Sitzbelüftung & Massagefunktion
- Lenkradheizung als Direktzugriff im Klimapanel
- Wischwasserdüsen am Wischerarm oder Wischwasserpumpe mit mehr Power
- 360 Grad Bird View
Bisher bin ich mit dem Wagen sehr zufrieden und habe die Entscheidung einen bestellt zu haben nicht bereut. Bin jedenfalls gespannt, wie es mit den BEVs im Allgemeinen weitergeht und wie Audi sich dahingehend zukünftig aufstellt. Insgesamt hätte ich aber auch kein Problem damit, wieder auf einen Verbrenner zurückzugehen. Dafür liebe ich Autos einfach zu sehr, als dass ich Verbrenner jetzt absolut verteufeln würde.
So, jetzt hab ich doch mehr geschrieben, als ich eigentlich vorhatte und hab bestimmt auch noch Sachen vergessen. Die reiche ich dann spätestens beim nächsten Zwischenfazit nach
Abschließend gibt es noch ein paar Bilder vom derzeitigen Winteroutfit: