Ein Wochenende mit dem P85 - Erfahrungsbericht

(Ich wusste nicht recht in welchen Bereich ich das schreiben soll - ich versuch’s mal hier bei Vorstellung)

Nach gefühlt unendlich vielen Youtube-Videos (u.a. von Bjorn Nyland, Horst Lüning und elektrisiert) war es nun höchste Zeit, ein Model S mal live zu erfahren. An einem Wochenende ging es zu viert mit einem gemieteten P85 von Süddeutschland in eine rheinische Metropole. Alle Beteiligten hatten schon ungefähr eine Vorstellung was sie erwartet und dennoch schon vor der Abfahrt am späten Freitagabend die erste Überraschung: Unser Gepäck (das fast den kompletten Laderaum eines 5er BMWs bis zum Dach gefüllt hatte) passte locker in den Kofferraum des Model S - und das bei geschlossener Abdeckung! Der Frunk blieb dabei noch leer. Nach dem Einstiegen wurde klar, dass auch im Innenraum ein grosszügiges Platzangebot herrscht. Der beeindruckende riesige Touchscreen wurde schon im Stand ausführlich inspiziert und jede Funktion ausprobiert. Alles sehr übersichtlich und intuitiv zu bedienen.

Der quasi lautlose Start überraschte kaum denn das hatte man ja erwartet. Als es von der Bundesstrasse auf die Autobahn ging, klappte manchem Mitfahrer allerdings die Kinnlade nach unten. 4,2s von 0 auf 100 lesen sich zwar beeindruckend aber das ganze ohne Verbrennergeräusch, ohne Schaltvorgänge sondern „einfach so“ zu erleben, ist nochmal eine andere Nummer! Ein Blick auf die Verbrauchsanzeige liess uns dann aber doch zu einer etwas gemässigten Fahrweise übergehen. Es kam zu einigen Diskussionen über die beste Route da uns der Vermieter erklärt hatte, dass es sinnvoll ist, mit möglichst wenig Restladung am Supercharger anzukommen da dann das Laden deutlich schneller geht. Leider scheint das Navi nur in der Lage zu sein, eine Route zu berechnen. Schade! So mussten wir selbst anhand der Online-Karte nach einer Route suchen bei der der letzte Supercharger möglichst nahe am Zielort lag.

Nächstes Thema: Der Autopilot - oops, darf man ja nicht mehr sagen - also das Fahrassistenzsystem. Da war ich besonders skeptisch. Es zeigte sich aber, dass es wirklich sehr gut funktioniert. Die Spur wird sauber gehalten, der Abstand ebenso. Auch plötzlich die Spur wechselnde Fahrzeuge vor einem bringen das System nicht aus der Ruhe.

Die Stops an den beiden Superchargern auf der Strecke waren völlig unkompliziert. Dank Tesla App auf dem Smartphone ist man über den Ladezustand immer auf dem laufenden und wird benachrichtigt sobald der Zeitpunkt für die Weiterfahrt gekommen ist.

Nach zwei Tagen ging es dann wieder zurück. Diesmal tagsüber und mit deutlich mehr Verkehr als auf dem Hinweg. Es gab jede Menge Gelegenheiten, das Fahrassistenzsystem in Aktion zu erleben. Interessante Erkenntnis: Wenn der Fahrer eingegriffen hat, war das in den meisten Fällen falscher Bedienung geschuldet (z.B. beim Spurwechsel). Nur selten lag die Ursache am System selbst. Ich konnte an mir selbst feststellen wie schnell man sich an das System gewöhnt. Sobald sich ein gewisses Vertrauen aufgebaut hat, sitzt man mehr oder weniger nur noch als Beobachter und letzte Instanz im Auto - eine sehr entspannte Art des Reisens.

Alles in allem: Ich bin ziemlich überzeugt, dass wir an diesem Wochenende die Zukunft des Autofahrens erlebt haben! :slight_smile:

Nichsdestotrotz bleiben für mich ein paar (kleinere) Kritikpunkte:

  • Die diversen Reichweiten-Anzeigen sind etwas irreführend: Die Reichweitenanzeige links im Hauptinstrument zeigte immer einen zu hohen Wert an. Die grafische Anzeige auf dem grossen Bildschirm bietet sechs verschiedene Werte an (Durchschnitt oder aktuell für 10, 20 oder 50km). Welche da nun die zuverlässigste ist, hat sich uns nicht erschlossen. Vielleicht kann mich jemand hier aufklären.

  • Die Temperaturregelung empfand ich als mau. Wir waren immer wieder am nachregeln weil es zu kalt oder zu warm wurde.

  • Auf den hinteren Plätzen war es bei einer Aussentemparatur (von ca. 5 Grad) aussen (also zur Tür hin) sehr kalt. Es war zwar keine Zugluft zu spüren aber trotzdem irgendwie unangehm.

  • Es gibt praktisch keine Ablagen im Fond (ausser einer kleinen oben an der Tür). Ebenso fehlt eine Mittelarmlehne im Fond.

Das sind alles nur Details und vielleicht bin ich da etwas zu pingelig - aber wer in der 100.000 EUR Klasse mitspielen will, sollte auch solche vermeintlichen Kleinigkeiten besser lösen.

Bei den Anzeigen des Verbrauchs kommt es drauf an, was du möchtest. Willst du eine Prognose, ob du dein Ziel mit der aktuellen Fahrweise erreichst, ist es nicht schlecht den tripmeter zu benutzen (geht nur wenn das navi eingestellt, sprich eine Route programmiert ist). Fährst du ohne navi, kann man mit der verbrauchsanzeige über den Schnitt der letzten 50 km m. M. n. sehr gut arbeiten. Die Anzeige links unten im tachoscreen geht - wenn nicht auf „genormt“ eingestellt - von einem 200ee verbrausschnitt aus. Das kommt bei meiner Fahrweise recht gut hin, solange nicht Winter ist. Dann liegen die Verbräuche schon mal bei 230 und mehr.
Bei den Ablagen sind die Geschmäcker sehr verschieden. Ich persönliche find die innenraumgestaltung richtig schön, ohne mittelkonsole und ohne Ablagen, ohne Haltegriffe und ohne Kleiderhaken. Aber vom rein praktischen Nutzen her, und insbesondere wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist, kann ich verstehen, dass einigen was fehlt.
Das das navi nur eine Route vorschlägt und die dann auch oft suboptimal ist, ist ein bekanntes Problem. Wir warten schon ewig, dass sich da was tut. Zumindest „routenoptionen“ (also Maut- und fährstraßen vermeiden) sind mit dem letzten großen Update (8er) hinzu gekommen. Ich hoffe, dass das erst der Anfang war und tesla hier noch mehr nachschiebt.
Ansonsten hattet ihr ein recht seltenes Exemplar. Einen P85 mit Autopilot Hardware gibt’s nicht so oft.
Nach der Fahrt dürfte aber wohl der tesla Virus angeschlagen haben und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis einer bestellt wird :wink:

immer wieder schön solche Erfahrungsberichte zu lesen.

  • die Reichweitenanzeige. Sie passt schon, auch hat man Möglichkeiten sie anzupassen, aber man muss wirklich lernen damit umzugehen. Das dauert länger als ein Wochenende.
  • die Temperaturregelung… ist für den Eimer
  • hinten… auch
  • Die Ablagenthematik… es gibt eine Mittelkonsole (von Tesla, find ich klasse) hinten Unten eine vom Drittmarkt (hab ich drin, klasse mit USB und Getränkehaltern für die Rücksitze) und hinten Mitte von (Tesla, wohl nur noch gebraucht, hab ich auch drin und klasse) und auf dem Drittmarkt.

ansonsten ist der P85 natürlich eine extrem cremige Variante die nicht mehr gebaut wird :wink:

Ok, damit wird das für mich etwas klarer. Danke!
Tripmeter ist die Statistikseite (km, Verbrauch etc.), oder?

Das Design finde ich auch recht gelungen (wir hatten hellgraues Leder - gefällt mir sehr gut!). Aber eine Mittelarmlehne hinten sollte m.E. schon sein.

Vor allem weil das ja sooo schwer nicht sein kann. Auf unserer Fahrt gab es zwei fast parallel laufende Routen bei denen die Positionierung der SC aber unterschiedlich war: Bei einer war der zweite recht kurz vor dem Ziel und genau das wollten wir haben (um nicht am Zielort nachladen zu müssen).

Den „Autopilot“ fand ich schon sehr überzeugend. Wenn man bedenkt, dass das noch eine relativ junge Technologie ist … beeindruckend!

Absolut! :slight_smile: Mir persönlich ist das MS (auch gebraucht) zur Zeit leider immer noch zu teuer. Aber das Model 3 könnte durchaus was für mich sein.

Schön dass Du Dich drüber freust. Ich war mir nicht sicher ob so ein Bericht hier jemanden interessiert - sind ja doch in erster Linie Tesla-Fahrer hier. :wink:

Sowas hatte ich mir fast schon gedacht.

Schade!
Ich war eigentlich nie ein grosser Freund von Klimaautomatiken. Bei meinem CLS funktioniert die allerdings hervorragend. Daher war ich etwas enttäuscht, dass das im MS nicht wirklich der Fall ist.

Da hast Du wohl recht. :smiley:

Tripmeter ist diese Anzeige, die dir den verbrauchsverlauf anzeigt, vom Start bis zum Ziel. Der ist ziemlich genau und du kannst prima abschätzen, ob’s und mit wieviel es bis zum Ziel reicht.
Ja das Problem mit den Routen bzw. anzusteuernden SuCs ist noch nicht optimal. Am besten macht man das, wenn man weiß, dass man an einem bestimmten SuC laden möchte, dass man diesen SuC direkt als Ziel auswählt.
Und ja, das S war mir eigentlich auch zu teuer, aber ich konnte nicht mehr bis zum model 3 warten. Ich wünsche dir mehr Glück, wobei ich daran zweifle, dass dir das gelingen wird :wink:

PS: ich denke es gibt sau viele hier, die gerne solche Erfahrungsberichte lesen, mich eingeschlossen. Ist doch egal, ob man selber schon tesla fährt. Es macht Freude zu lesen, dass es anderen auch Freude macht.

Welche Autovermietung hat denn einen P85 in der Flotte… :wink: ?

z. B.: tesla-mieten.at…user: „magnum72“
LGH

Auch ganz mein Reden, es ist immer interessant Erfahrungen von „Neulingen“ zu lesen. Es läuft natürlich im Allgemeinen immer auf die gleichen Punkte hinaus aber es ist trotzdem spannend.

Vor allem schön ist es wenn nach einiger Zeit der Virus einfach gnadenlos zugeschlagen hat… :mrgreen: