Model X75D auf der Langstrecke - Schweiz <-> Holland

Hallo zusammen

Hier einige Erfahrungen mit einem Model X75D auf der Langstrecke. Wir fuhren damit von der Schweiz nach Holland in die Ferien (und zurück). Über 3000 km.

Im Grundsatz funktioniert Langstrecke mit einem Tesla auch ohne vorgängige Planung. Wir fuhren einfach darauf los. Das Navi lotst einem recht genau von Supercharger zu Supercharger. Dort lädt man dann aber schon 30-60 Minuten. Meist versucht man, das mit Mittags- oder Kaffeepause zu verbinden. Die Supercharger funktionieren immer einwandfrei und hatten immer freie Plätze. Wirklich ein tolles Schnellladenetz, welches Tesla hier aufgebaut hat.

Gestartet mit dem Laden haben wir am Supercharger Schaffhausen. Dort gab es ein Nachtessen. Die Beiz beim Charger ist ganz ok.

Der nächste Stopp in Leonberg in Deutschland. Dort hat es einen Mc Donalds in der Nähe. McFlurry ist nicht wirklich gut.

Dann Übernachten im Hotel in Zirndorf. Das Hotel hatte keine Ladeinfrastruktur.

Unsere nächste Station am nächsten Tag war das Playmobil Land in Zirndorf. Dort hat es eine (1) Ladestation, die wir nutzten. Ist kostenlos, aber langsam. Immerhin wieder ein paar km.

Weiter ging es nach Geiselwind, Schlosspark Castell. Dort auf dem Autohof hat es einen Charger und eine Beiz. Chargen während dem Mittagessen.

Nächster Charger in Neuberg, Hessen. Auf einem Autohof. Da ist nicht viel los. Es hat einen Shop und einen McDonalds.

und wie ist die reichweite nun so im schnitt?
überlege von meinem s70d auf x75d umzusteigen

Dann weiter nach Wilnsdorf. Da hat es noch „alte“ Charger vom Design her. Laden aber genauso gut. Schöner Ort.

Jetzt fangen die Probleme an. Nach einigen Besuchen bei Freunden waren wir ausserhalb der Reichweite zum nächsten Supercharger. Zwar nicht viel (ca. 10 km fehlten), aber es reichte nicht. Bei Freunden laden dauert mit 230V viel zu lange. Kein Problem, dachte ich mir, auf meiner Ladestationen-App sind ja sehr viele „normale“ Ladestationen mit 400V Typ 2 eingezeichnet in der Umgebung. Also los. Die erste war an ein einer AVIA Tankstelle. Da angekommen stellte ich fest, dass man dazu eine RFID Karte braucht. Ich hatte zwei davon, keine funktionierte. Also ab in den Tankstellenshop, mal nachfragen, wie das funktioniert und ob man da im Shop RFID Karten für die Ladestation kaufen kann. Denkste. Die Dame hatte keine Ahnung. Also weiter zur nächsten Ladestation des lokalen Energieversorgers. Das gleiche Spiel. Man braucht eine RFID Karte des lokalen Anbieters. Es war Sonntag. Auf der Hotline nahm niemand das Telefon entgegen. Die App des Energieversorgers will eine Vertragsnummer wissen. Habe ich nicht. Jetzt wird es kritisch. Noch ca. 30 km Restreichweite. Im Range nur Ladepunkte von diesem Energieversorger. Zwar diverse, aber eben. Auf dem Navi von Tesla waren noch einige Destination Charger bei Hotels der Umgebung eingezeichnet. Da stand, „nur für Kunden zugänglich“. Also haben wir einfach beim nächsten Hotel mit Destination Charger angerufen und unser Problem geschildert und gefragt, ob wir da eine Stunde laden dürfen. Der Hotelier hat eingewilligt, obwohl wir da nicht Kunde waren. Der Tesla Destination Charger (sogar zwei davon) waren in einer engen Garage montiert. Der Hotelier hat uns diese geöffnet und wir konnten da laden. Während der Zeit gingen wir in einem Restaurant Mittagessen. Dem Hotelier haben wir den Strom gezahlt und sind zum nächsten Supercharger gefahren. Die Tesla Destination Charger Infrastruktur hat uns gerettet. Ansonsten wären wir wohl liegen geblieben.

Das war uns eine Lehre. Ab diesem Zeitpunkt achteten wir tunlichst genau darauf, immer im Range von Superchargern zu bleiben. Die Non-Tesla-Ladeinfrastruktur ist einfach ein Witz. Das taugt nichts, wenn man da Verträge und RFID-Karten pro Region kaufen muss.

Der nächste Supercharger war Moers. Hier haben wir vollgeladen.

Dann flugs zum nächsten Supercharger Amsterdam, beim Tesla Service Center. Hier war richtig was los. Viele Teslas kommen und gehen. Und das tolle: Selbst an einem Sonntag ist die Lobby des Service Center offen und man erhält dort gratis Kaffee und Mineralwasser von Tesla! Was für ein Service.

An unserem Hotel angekommen fragen wir, ob wir im Hotel laden können. Ging nicht. Man verwies uns auf öffentliche Ladepfosten auf einem öffentlichen Parkplatz. Nur gab es da keine. Das Hotel hatte keine eigene Tiefgarage. Die Laternenparkplätze auch nicht. In der Tiefgarage des Einkaufszentrums, wo sich das Hotel eingemietet hat, durfte man nicht einstecken. Egal, wir hatten genug Saft zum nächsten Supercharger. Jedenfalls werde ich beim nächsten Tripp nur noch Hotels buchen, welche Ladeinfrastruktur bieten.

Da ich wusste, dass in Holland das Tesla Endmontagewerk steht, habe ich da einfach hingemailt, ob es in dieser Woche zufällig noch freie Plätze für eine Besichtigungstour gibt. Und in der Tat, es kam prompt die Antwort, dass noch ein Termin frei ist. Also flugs gebucht, und die Tilburg Telsa Endmontage besichtigt. Dort werden die Teslas für Europa montiert. Diese kommen vormontiert aus den USA, ohne Motor, Achse und Batterie. Das wird in Tilburg montiert. Dort gibt es auch den Feinschliff und die Tests. Die machen über 400 Fahrzeuge die Woche. Das war sehr interessant. Geht nur, wenn man Tesla-Besitzer ist. Gibt eine Elektrobus-Tour mit Guide in Englisch und Holländisch, wo Endmontage und Quality Assurance erklärt wird, ebenso Erklärungen zu einigen Grossreparaturen an Batterie und Motor. Sehr empfehlenswert.

Auf dem Rückweg vom Werk am Supercharger Dortrecht geladen. Dort waren wir mehrmals chargern. Der Gastro-Service vom Hotel dort ist miserabel. Aber es ist immerhin recht gemütlich und schick in der Lobby da, mit free WLAN.

Hier ein Stimmungsfoto von der Küste, am Hafen Rotterdam. Der Hafen mit seiner Petrochemie ist recht eindrücklich. Da sieht man schon, dass man auf dem richtigen Weg ist mit dem E-Auto, wenn man die vielen riesigen Treibstofftanks sieht und die Umweltverschmutzung, die durch die Raffinierien vor Ort entsteht. Da wird an mehreren Stellen einfach so Gas abgefackelt <kopfschüttel/>

Auf dem Rückweg in Belgien gechargert, in Machelen.

Dann nächster Stopp in Arlon. Da war Musk schneller als der Hoterlier. Der fertige Supercharger steht mitten auf der Baustelle eines Hotels (gleiche Kette wie in Dortrecht). Das Hotel ist wohl erst 2018 fertig. Da wartet man auf einer Baustelle ohne Infrastruktur und quatscht mit anderen Teslanern.

Nächster Stopp ist in Metz, Frankreich. Da hat es ein riesiges Leclerc-Einkaufszentrum bei den Chargern. Zeit ideal genutzt zum Shoppen - tolle Sache.

Letzter Stopp vor der Heimkehr: Mulhouse, Frankreich. Auf dem Parking des Hotels Golden Tulip. Wir kombinieren das mit Mittagessen. Selten so schlecht gegessen. Das Mineralwasser ist grässlich.

Summa summarum: Grandios, was Tesla hier geleistet hat. Die Supercharger sind gut verteilt, laden schnell, funktionieren problemlos. Das Model X ist auch ein tolles Langsteckenauto mit viel Platz und Komfort. X75D reicht dank Supercharger problemlos aus für Europatripps. Natürlich wäre noch schnellere Ladung noch besser. Der Ladespeed geht gegen Ende der Ladung arg zurück. Für Vollladung braucht man schon über eine Stunde. Das kann mühsam sein. Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als Vollzuladen, weil man weiss, dass man länger nicht wieder zum Supercharger will. Beim Ferientripp buchen einfach darauf achten, dass man auch im Hotel laden kann, dann ist es absolut problemlos und im Vergleich zu einem Verbrenner uneingeschränkt möglich, mit einem E-Auto Ferien zu machen. Ohne Lademöglichkeit im Hotel muss man auch nach kleineren Ausflügen wieder zum Supercharger zum Nachladen. Das ist etwas mühsam. Auf der längeren Reisestrecke zum Ziel ist es egal, weil man sowieso Pause machen muss.
Toller Nebeneffekt: Es ist viel günstiger. Bis auf den Strom vom Destination Charger und das Trinkgeld für den Hotelier haben wir keinen Rappen für Treibstoff ausgegeben. Über 3000 km praktisch zum Nulltarif in Europa rumgekurft.

Ich würde auch nach diesem Tripp wieder zum 75er greifen. Für mein Fahrprofil und die 1-2 Langstreckentripps pro Jahr reicht das völlig.

Auf unseren Ladehalten sind uns die vielen Norweger aufgefallen, die da offenbar quer durch Europa fahren mit ihren Teslas. Auch Speziell: In Deutschland ist ein Model X sowas wie ein UFO. Gesehen haben wir ausserhalb der Supercharger-Ladepunkte keinen einzigen. Und auch sonst führt das Fahrzeug zu sehr viel Aufsehen in diesem Land.

Meine durchschnittliche Reichweite ist ca. 320 km voll geladen. Auf der deutschen Autobahn mit 150 km/h (Autopilot max-Speed) ist es weniger.

Danke für den ausführlichen Bericht! Gut zu wissen, wo das Essen gut bzw. weniger gut ist.

Frage: Verbrauch?

Und was bedeutet Breiz?

Der durchschnittliche Verbrauch auf der Tour war 236 Wh/km.

Eine Beiz ist ein Restaurant.

Danke für den Bericht:-) ohne SUC ist leider immer noch ein Elend mit einem E-Auto durch Europa zu fahren,

Wieviel km schaffst du ungefähr mit 130-150 mit deinem X75D

Weiss ich nicht, habe ich nicht gemessen.

Super Werte!

Und danke für die kulturelle Aufklärung. :blush:

… wohlgemerkt vollbeladen mit Reisegepäck und 4 Personen, alles an und viel Autobahntempi.

Ja, das Superchargernetz ist wirklich gut. Das Problem von Tesla ist, dass dies nicht so wahrgenommen wird. Wenn man kein E-Auto hat, ist es schwierig zu verstehen, wie wertvoll so ein Schnelladenetz ist. Ich würde mir auch dann Tesla kaufen, wenn andere Hersteller gleich gute E-Autos zu niedrigerem Preis anbieten würden - eben wegen diesem Netz. Der Vorsprung von Tesla bei der Ladeinfrastruktur ist schon riesig. Bis die anderen mit der neuen CCS-Generation so weit sind dauert es noch Jahre, und Tesla baut ja auch weiter aus.

Danke für den Erfahrungsbericht!

Ich bin kürzlich mit dem S85 auf der A93 rund 128 km meist 150 km/h gefahren. Es waren auch ein paar kürzere Abschnitte mit 120, 100 und 80 dabei. Der Verbrauch lag hier bei etwa 25 kWh/100 km. Das X wird wohl 10-20 % mehr verbrauchen, so dass man wohl ohne absolut voll zu laden oder ganz leer zu fahren damit rund 200 km weit kommt.

Ich schätze das man mit dem X75D wahrscheinlich fast jeden SuC auf der Strecke nutzen muss, während man mit dem S75D auch den einen oder anderen SuC überspringen kann.

Das wird meine Frau freuen dass das Auto durchaus langsteckentauglich ist :slight_smile: Ich hoffe nur, dass man auch laden kann wenn die Flügeltüren nicht offen sind :smiley: Irgendwie scheinen alle X so programmiert zu sein dass die Türen aufgehen sobald das Auto steht :laughing: :stuck_out_tongue: